Erzählen

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Allgemeines

Die Kunst des Erzählens ist älter als die Sesshaftigkeit, älter als der Druck und bestimmt älter als das Rad und war die erste Art von Vermittlung von Kultur, Wissen und Ereignissen über Generationen hinweg. Jahrhundertelang wurde in diversen Ethnien der Welt diese Kunst gepflegt, verfeinert und von Kind zu Kind weitergegeben.

Erzählen im Cevi

Auch wenn das Erzählen mit der elektronischen Revolution Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Teilen der Welt massiv an Bedeutung verloren hat, so ist es im Cevi immer noch eine gepflegte Kunst. Sei es durch ein Theater eine Geschichte zu vermitteln, an einem Lagerfeuer eine Mär zu erzählen oder auch einfach eine simple Gutenachtgeschichte, die ihren Zweck erfüllt. So wie Geschichten persönlich berühren, Interesse wecken oder sonst Emotionen auslösen können, so ist das gekonnte Erzählen eine sehr subtile Kunst, die Menschenkenntnis und Feingefühl erfordert. Bei einer guten Erzählung entsteht eine Spannung, Bindung und bestenfalls sogar Abhängigkeit zwischen Erzähler und Hörer. Der Erzähler nimmt den Hörer bei der Hand und führt ihn in die Geschichte. Mithilfe von diversen Stilmitteln baut er die Atmosphäre weiter auf und ladet die Hörer in eine Welt oder Sphäre ein, in der sie abhängig vom Erzähler sind. Wie geht es weiter? Wer ist der Täter?

Der Erzähler muss seine Position wahren und stets den Hörern einen Schritt voraus sein. Zu den Stilmitteln einer guten Erzählung zählen Humor, Dramatik, Spannung, Melodie und Dynamik der Stimme, sowie Rhythmus und Tempo der Worte.

Humor

Der Humor ist ein weit einsetzbares Instrument in den verschiedensten Geschichten. Während manche Geschichten praktisch gänzlich daraus bestehen, wie Komödien, kann er in anderen sanft und dezent wie ein Gewürz eingesetzt werden und der Geschichte mehr Emotion, Abwechslung und Süsse verschaffen. Er ist aber umso verheerender für den Erzähler, wenn falsch eingesetzt. Zudem sollte er auch unbedingt dem Zielpublikum angepasst werden (Alter, Gesinnung usw.). Es hat auch eine auflockernde Eigenschaft, verwendet in philosophischen oder ernsten Themen und nimmt etwas von deren Schwere. Humor ist ein sehr nützliches Werkzeug in der Cevi und der Arbeit mit Kindern im Allgemeinen, da Kinder schneller Interesse an Geschichten finden, die sie lustig und unterhaltsam finden.

Spannung

Die Spannung ist essentiell und kann mit simplen Mitteln schnell erreicht werden.

  • Auslassen von Aspekten
  • Bedrohliche Stimme
  • Starkes Variieren des Sprechtempos
  • Lautstärke dynamisch verändern (sehr leise oder laut)
  • Unerwartete Wendungen der Handlung

Die Spannung ist ein Stilmittel, das immer zieht und die Zuhörer bindet. Eine Erzählung sollte immer spannend sein, die Spannung kann schnell und einfach mit den obengenannten Instrumenten geschaffen werden.

Melodie

Die Melodie zählt zu den wichtigsten Faktoren einer guten Erzählung. Die gesamte Spannung und Aufmerksamkeit der Zuhörer schwindet binnen Sekunden, wenn der Erzähler immer in einer monotonen Stimmlage spricht. Eine abwechslungsreiche Melodie bringt Leben in eine Geschichte und fesselt die Zuhörer mehr als man denkt.

Dynamik

Heute immer mehr unterschätzt ist die bewusst gewählte Lautstärke gewisser Passagen in einer Geschichte. Man variiert zwischen laut und leise, oder gar einem Flüstern und kann die Botschaft einer Stelle unterstreichen und authentischer gestalten.

Tempo

Meistens wird das Tempo intuitiv entschieden, doch es hilft auch hier, sich bewusst zu entscheiden. Will man in einer Verfolgungsjagd schnell sprechen, um den Charakter der Not und Dringlichkeit zu widerspiegeln? Oder spricht man die Drohung des gefürchteten Feindes bewusst langsam und beherrschend aus? Hier hilft auch vor dessen bewusstem Einsatz eine kurze Pause einzulegen und so dessen Wirkung zu vergrössern.

Zweck, Wirkung und Einsatz

Ziel mit dem Einsatz solcher Stilmittel ist immer, den Zuhörer in eine Abhängigkeit zu führen, ihn an den Erzähler zu binden. Ist dies geschehen, entsteht diese Magie einer guten, spannenden Geschichte und brennt sich in die Herzen und Erinnerung der Zuhörer ein. Der Einsatz und die Häufigkeit dieser Stilmittel ist stark abhängig von der Geschichte und dem Erzähler und soll nach dessen Gutdünken eingesetzt werden. Auch wenn viele dieser Dinge bereits intuitiv verwendet werden, so schadet es dennoch nicht sie bewusst zu trainieren und einzusetzen, denn mit jedem Einsatz wird man gekonnter im Umgang mit den obengenannten Instrumenten und kann eine Geschichte noch fesselnder erzählen.