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Gewaltlos

10.656 Bytes hinzugefügt, 14:08, 27. Jan. 2020
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===Programmtipps===
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= Das Schweigen brechen... =
'''Als "es" passierte...'''
Damals war ich ungefähr zehn. Ich war mit einem älteren Jungen aus meiner Schule zusammen, den ich für meinen Freund hielt. Wir spielten in einem Wald in der Nähe der Stadt. Ich weiss nicht mehr genau, wie es anfing, aber irgendwie brachte er mich dazu, Hose und Unterhose auszuziehen. Er befahl mir, mich mit dem Gesicht nach unten zu legen, und hielt mich fest. Ich wusste nicht was passieren würde, und fühlte mich hilflos und verängstigt, doch er sagte immer wieder, dass ich tun müsse, was er sage, wenn ich weiterhin sein Freund sein wolle. Als ich merkte, wie er mir etwas in den Hintern zu schieben versuchte, geriet ich in Panik und schlug um mich. Da wurde er wütend und liess mich allein. Gedemütigt blieb ich liegen ....
[[Datei:"sexuelle Gewalt" Sensibilisierung.png|gerahmt|verweis=Datei:%22sexuelle_Gewalt%22_Sensibilisierung.png]]
Scot, 37 Jahre
===Und ich?===
Sexuelle Ausbeutung ist ein Thema, das immer öfters in die Öffentlichkeit rückt. Dadurch kann bei dir der Druck entstehen, das Thema auch in deine Cevi-Tätigke¡t einfliessen zu lassen. Wir möchten dich ermuntern, zuerst einmal diesen Druck auszuhalten und deine persönliche Situation zu überdenken.
 
Folgende Fragen können dir dabei helfen (nach GRENZEN, s.26-29):
[[Datei:Das Dilemma des betroffenen Kindes.png|rechts|rahmenlos|328x328px]]
 
*Habe ich eigene sexuelle Gewalterfahrungen als Mädchen, Junge oder als Frau, Mann erlebt?
 
*Wenn ja, wie gehe ich heute mit diesen Erfahrungen um? Kann ich mit anderen Menschen darüber sprechen?
 
*Kann ich mich heute gegen sexuelle Übergriffe erfolgreich wehren?
 
*Achte ich im Kontakt mit Mädchen und Jungen auf deren Gefühle und Grenzen?
 
*Bin ich mir der Ursachen sexueller Gewalt bewusst?
 
*Habe ich mich mit meiner Rolle als Frau oder Mann eingehend auseinandergesetzt?
 
*Kenne ich in dieser Thematik meine eigenen Grenzen?
*Weiss ich, wo ich Hilfe und Unterstützung holen kann?
 
 
 
'''Facts und Figures'''
 
 
Untersuchungen aus dem Ausland und aus der Schweiz belegen, dass etwa jedes 3. bis 4. Mädchen, jeder 6. bis 8. Junge zwischen O und 16 Jahren auf irgend eine Form sexuell ausgebeutet worden ist. Täter (oder Täterin) sind - auch bei sexueller Ausbeutung von Jungen - mehrheitlich Männer, die aus dem Familienkreis oder dem nahen sozialen Raum stammen. Das heisst einerseits, dass auch im Cevi viele
 
junge Menschen sind, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder aktuell erleben, anderseits aber auch, dass mit grosser Wahrscheihnlichkeit auch im Cevi Täter (seltener Täterinnen) aktiv sind.
 
Da sexuelle Ausbeutung immer unter Ausnutzung einer Macht- und Autoritätsstellung geschieht, liegen die Ursachen der sexuellen Gewalt in der ungleichen Machtverteilung zwischen Männern und Frauen einerseits und zwischen Erwachsenen und Kindern anderseits. Dies muss in der Präventionsarbeit berücksichtigt werden.
 
 
===Mara wusste sofort, dass es ein schlechtes Geheimnis war===
[[Datei:Kartoon Geheimnis.png|links|rahmenlos]]
(Eine wahre Geschichte)
 
Mara, sieben Jahre alt, kommt nach dem Spielen nach Hause. Sie geht zu ihrer Mutter und sagt mit bedrückter Stimme: "Mami, ich muss dir etwas erzählen!"
 
Ihre Mutter merkt gleich, dass etwas nicht stimmt. Sie ermuntert Mara zu sprechen.
 
"Simon (der achtjährige Nachbar) hat mich gezwungen mit ihm in den Wald zu gehen. Ich wollte nicht, doch er hat mich mit einem Stock bedroht und gesagt ich müsse mit, sonst würde er zuschlagen. Ich hatte Angst und bin dann eben mitgegangen. Als wir im Wald waren, hat er mir befohlen, meine Hosen runterzulassen und ihm meine Scheide zu zeigen. Ich wusste sofort, dass das nicht in Ordnung ist, was er da von mir verlangt. Angsterfüllt hab ich das gemacht . Er hat dann etwas Laub genommen und mich damit an der Scheide gerieben und hatte dabei immer noch den Stock in der Hand. Dann durfte ich mich wieder anziehen. Er sagte dann, ich müsse ihm versprechen, dies gar niemandem zu erzählen.
Da wusste ich sofort : Das ist ein schlechtes Geheimnis, da darf ich jetzt lügen.
Ich hab ihm also gesagt, ich würde das sicher gar niemandem erzählen, wusste aber innerlich, das ich es dir sofort erzählen würde. Auf dem ganzen Heimweg hat er mir immer wieder gedroht <Wenn du das jemandem erzählst, werde ich dich zusammenschlagen! Ich hab' solche Angst." Da hat die Mutter Mara in die Arme genommen und gesagt: "Das war sicher ganz schlimm für dich und du hast sicher viel Angst gehabt. Ich bin aber so froh, dass du gleich gemerkt hast, was da los ist und mir alles erzãhlt hast. Ich werde dir helfen und du musst keine Angst vor Simon mehr haben." Erst dann hat Mara angefangen in den Armen ihrer Mutter loszuheulen. Noch am gleichen Tag hat die Mutter mit den Eltern von Simon und mit ihm selbst gesprochen. Simon hat seither Mara nie mehr belästigt.[[Datei:Geheimnis erzählen.png|gerahmt]]  (Dieser Vorfall geschah 1991.) [https://www.zartbitter.de/gegen_sexuellen_missbrauch/Jugendliche/200_maedchen.php Cartoon] : Auf den Spuren von starken Mädchen.    ===Sexueller Gewalt vorbeugen: Angst lähmt - Aufklärung stärkt!===Geh nicht allein in den Park! Nimm keine Süssigkeiten von einem Fremden an! Solche Ermahnungen sind uns allen vertraut. Die Angst vor dem Fremden, der Kinder überfällt und vergewaltigt, ist weit verbreitet. Diese Angst wirkt lähmend und macht die Kinder unsicher und hilflos. In der Realität aber ist es nur selten der böse Fremde mit dem lockenden Bonbon, der Kindern und Jugendlichen sexuelle Gewalt antut. In ca. 90% der, Fälle ist die ausbeutende Person dem Kind bekannt und steht zu ihm in einem Vertrauensverhältnis.<br />[[Datei:Starke und sichere Kinder.png|rechts|rahmenlos]]'''Was sage ich den Mädchen und Jungen?''' '''Prävention von sexueller Gewalt ist eine Erziehungshaltung, die den Kindern nur hilft, wenn sie den allgemeinen Erziehungsalltag prägt.''' Warnungen machen Angst. Informationen klären auf. Ängstliche, unsichere und unselbständige Kinder sind stärker gefährdet als Kinder, die gut informiert, sicher und stark sind. Dabei helfen d¡e "Regeln, auf der folgenden Seite. Ergänzend zu diesen Punkten sollten die traditionellen Rollenerwartungen von Mädchen und Jungen immer wieder thematisiert und hinterfragt werden, um den jungen Menschen eine möglichst grosse Rollenfreiheit zu ermöglichen. Ebenso ist eine altersgerechte Sexualaufklärung zur Vorbeugung sexueller Gewalt von zentraler Bedeutung, da durch dieses Wissen das Machtungleichgewicht zwischen Erwachsenen und Kindern reduziert wird.<br /> ======Was sage ich den Mädchen und Jungen?======Zu ihrem Schutz sollten Mädchen und Jungen Folgendes von ihren Erziehern und Erzieherinnen hören und vorgelebt sehen:  1. Dein Körper gehört dir! Du bist wichtig und hast das Recht zu bestimmen, wie, wann, wo und von wem du angefasst werden möchtest.  2. Deine Gefühle sind wichtig! Du kannst deinen Gefühlen vertrauen. Es gibt angenehme Gefühle, da fühlst du dich gut und wohl. Unangenehme und seltsame Gefühle sagen dir, dass etwas nicht stimmt. Wir sind froh, wenn du mit uns über deine Gefühle sprichst, auch wenn es schwierig ist.  3. Angenehme und unangenehme Berührungen Es gibt Berührungen, die sich gut anfühlen und richtig glücklich machen. Es gibt aber auch solche, die seltsam sind, Angst auslösen oder sogar weh tun. Erwachsene haben nicht das Recht, ihre Hände unter deine Kleider zu stecken und dich an der Scheide, am Penis, am Po oder an der Brust zu berühren. Manche Leute möchten von dir so berührt werden, wie du es nicht willst, aber niemand hat das Recht, dich dazu zu überreden oder zu zwingen; auch nicht Menschen, die du gern hast.  4. Das Recht auf Nein! Du hast das Recht, nein zu sagen. Lass uns überlegen, in welcher Situation es schlecht sein könnte zu gehorchen. Wir wissen, dass es manchmal ganz schwierig oder gar unmöglich ist, nein zu sagen. Das ist dann nicht deine Schuld, dass du dich nicht wehren kannst.  5. Gute und schlechte Geheimnisse Es gibt gute Geheimnisse, die Freude machen und spannend sind. Schlechte Geheimnisse fühlen sich schwer und unheimlich an. Solche Geheimnisse, die dir ein ungutes Gefühl geben, sollst du weitersagen, auch wenn du versprochen hast, es nicht zu tun.  6. Das Recht auf Hilfe Wenn dich ein unheimliches Geheimnis oder Problem belastet, bitte ich dich, es mir oder einer anderen Person, der du vertraust, zu erzählen. Höre nicht auf zu erzählen, bis dir geholfen ist. Lass uns eine Liste von Menschen machen, mit denen du über "schwierige Dinge" reden kannst.  7. Du bist nicht schuld Wenn du gelernt hast, dich zu wehren und trotzdem sexuell ausgebeutet wirst - du bist nicht schuld; auch wenn du immer wieder hörst, du seiest schuld! Die Verantwortung liegt immer beim Erwachsenen.  ===Programmtipps==='''Wichtig: Bevor Du konkret Prävention betreibst, informiere dich zuerst durch Fachliteratur, Weiterbildung und Gespräche über die Thematik. Auskunft bei der Arbeitsgruppe des Cevi-Bundes "Prävention sexueller Ausbeutung".''' '''Als Einstieg kann der folgende Leitfaden mit vielen konkreten Präventionsbeispielen für die Arbeit mit Jungen und Mädchen hilfreich sein:''' Joëlle Huser/Romana Leuzinger : GRENZEN. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Grundwissen und Präventionn. ELK -Verlag, Zürich 1992.  '''Mit Mädchen''' * Gemeinsam Strategien gegen körperliche und sexuelle Ûbergriffe von Mächtigeren und Knabengewalt erarbeiten. * Selbstwertgefühl und Körperbewusstsein der Mädchen fördern, evtl. wen-Do Kurs (Selbstverteidigung von Frauen für Frauen) organisieren. * Thema : mädchenspezifische Sexualkunde, die Rechte der Mädchen. starke weibliche Identifikationsfiguren einladen oder besuchen und interviewen. * Spiel: Stück für Stück {von Marion Mebes, Donna vita Verlag, Berlin) * Beratungsstellen vorstellen, evtl. besuchen.  '''Mit Knaben''' * Knaben für ihre aktiven und erduldeten Grenzverletzungen sensibilisieren. * Selbstwertgefühl der Knaben fördern, auch sie dürfen weinen ... * Thema: Angst, Aggression, Gewalt und Stre¡tbewältigung mit den Knaben besprechen. * Den Jungen helfen, sich des männlichen Rollenzwanges bewusst zu werden. * Alternative männliche Identifikationsfiguren einladen oder besuchen und interviewen (Mannebüro-Mitarbeiter, Hausmann). * Beratungsstellen für männliche Opfer sexueller Gewalt, evtl. besuchen, interviewen.  '''Für Mädchen und Jungen''' * Sprache: explizit weibliche und männliche Formen brauchen. * Thema: Solidarität und Mädchenfreundschaften/ Jungenfreundschaften, Wut und Aggressionen angehen. * Erwünschte geschlechtsuntypische Verhaltensweisen von Mädchen und Knaben loben.* Berufsbilder, Literatur: rollenspezifische Klischees von Frauen und Männern aufdecken. * In Büchern und Geschichten die Hauptrollen und 8erufe in Bezug auf das Geschlecht auszählen lassen, thematisieren. * Die 7 Punkte-Prävention zuerst in Bezug auf sich selber überprüfen und diskutieren und anschliessend diese in einem Klima von Vertrauen punktuell in der Gruppe angehen. (Viele Ideen sind im Lehrmittel GRENZEN enthalten.) * Die Kurzgeschichte (im Buch von Oralee Wachter: Heimlich ist mir unheimlich (Marion Mebes Verlagl in der Gruppe einsetzen. * Die Kinderrechte (UNO-Konvention) erläutern. * Interview machen lassen: - Was ist für die Befragten eine richtige Frau? - was ist für die Befragten ein richtiger Mann? <br />
[[Kategorie:Gewaltprävention]]
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